Aus den Bereichen
Das SIWF sorgt für kompetente Ärztinnen und Ärzte
Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF stellt sicher, dass Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz eine qualitativ hochstehende Weiter- und Fortbildung erhalten, von Anfang ihrer Laufbahn nach Beendigung des Medizinstudiums bis zu ihrem Austritt aus dem Berufsleben. Das Institut entstand 2009 aus der FMH und arbeitet im Auftrag des Bundes auf der Grundlage des Medizinalberufegesetzes (MedBG). Das Eidgenössische Departement des Innern kontrolliert die Qualität der Arbeit des SIWF mittels einer regelmässigen Akkreditierung. Das SIWF vereinigt alle wichtigen Akteure aus dem Bereich der ärztlichen Bildung und die damit verbundenen öffentlichen Institutionen.
Die Geschäftsstelle
Das SIWF versteht sich als Kompetenzzentrum in allen Aspekten der ärztlichen Weiter- und Fortbildung. Eine Geschäftsstelle mit rund 30 Mitarbeitenden in sechs Bereichen und neu einer Stabsstelle nimmt diese Aufgabe wahr:
- Allgemeines Sekretariat / Fortbildung
- Diplome
- Weiterbildungsstätten
- Recht
- Internationales
- Medizininformatik
- Forschung und Entwicklung
V.l.n.r.: Petra Bucher, Alexandra Baptista, Lukas Wyss, Renate Jungo, Barbara Linder. Es fehlen: Anne-Sylvie Thiébaud Nori, Eva Hennel
Allgemeines Sekretariat / Fortbildung (Bereichsleiterin: Petra Bucher)
Das Allgemeine Sekretariat administriert die zentralen legislativen Organe des SIWF (Geschäftsleitung, Vorstand und Plenum). Im Berichtsjahr revidierten Geschäftsleitung und Vorstand des SIWF an zehn Sitzungen insgesamt 24 Weiterbildungsprogramme (Facharzttitel und Schwerpunkte) sowie 13 Fähigkeitsprogramme und 4 Programme von interdisziplinären Schwerpunkten. Der Vorstand hat zudem die Namensanpassung des Schwerpunkts «Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie» gutgeheissen. Neu heisst der Schwerpunkt «Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung».
An der Plenarversammlung im November 2023 wurden mit Dr. med. Nathalie Koch und Dr. med. Barbara Schild zwei neue Vizepräsidentinnen gewählt und mit ihnen die Geschäftsleitung des SIWF erweitert. Sie nehmen ihre Tätigkeit per 2024 auf.
Das SIWF anerkennt nicht-fachspezifische Fortbildungsveranstaltungen unter anderem in den Bereichen Ethik, Gesundheitsökonomie, Versicherungsmedizin, Management / Führung und Teaching. Im Berichtsjahr hat das SIWF 247 Gesuche beurteilt. In 217 Fällen wurde der Antrag gutgeheissen und das Fortbildungslabel «SIWF-approved» erteilt.
Diplome (Bereichsleiterin: Alexandra Baptista)
Der Bereich «Diplome» ist für die Erteilung von über 80 verschiedenen Facharzttiteln und Schwerpunkten zuständig. Die sieben Mitarbeitenden überprüfen jährlich rund 3000 Anträge von Ärztinnen und Ärzten in Weiterbildung und formulieren zu jedem Antrag eine Stellungnahme zuhanden der Titelkommission. Diese entscheidet, ob die Bedingungen zum Erwerb eines Facharzttitels oder Schwerpunkts erfüllt sind. Die Mitarbeitenden des Bereichs «Diplome» verfassen im Anschluss rechtsverbindliche Entscheide zuhanden der Kandidatinnen und Kandidaten. Darüber hinaus beraten und unterstützen sie Ärztinnen und Ärzte bei Fragen zu den Weiterbildungsprogrammen, zu ihrem Curriculum und bei Fragen zum eLogbuch. Im Berichtsjahr wurde mit einem Total von 1927 die rekordhohe Anzahl an erteilten Facharzttiteln knapp nicht erreicht (Vorjahr: 1928).
Weiterbildungsstätten (Bereichsleiterin: Renate Jungo)
Der Bereich «Weiterbildungsstätten» ist zusammen mit der zuständigen Weiterbildungsstättenkommission (WBSK) für die Anerkennung/Einteilung der nahezu 5000 Weiterbildungsstätten in der Schweiz zuständig. Im Berichtsjahr wurden fast 1000 Gesuche um Anerkennung, Re-Evaluation und Umteilung geprüft, knapp 200 mehr als im Vorjahr. Zudem wurden insgesamt 205 Visitationen durchgeführt. Nebst der Bearbeitung der Gesuche, insbesondere dem Ausarbeiten von rechtsverbindlichen Verfügungen im Auftrag der WBSK und dem Organisieren von Visitationen, gehören die Beratung der leitenden Personen der Weiterbildungsstätten und die Unterstützung der Mitglieder der Weiterbildungsstättenkommission zu den Hauptaufgaben der Mitarbeitenden.
Medizininformatik (Bereichsleiter: Lukas Wyss)
Der Bereich «Medizininformatik» entwickelt und betreut die verschiedenen Softwareapplikationen des SIWF. Hierzu zählen Plattformen wie das eLogbuch, die Fortbildungsplattform und das SIWF-Register der anerkannten Weiterbildungsstätten. Zusätzlich dazu werden weitere interne Applikationen betreut.
Besonders hervorzuheben ist das eLogbuch, das mit über 25 000 registrierten Benutzerinnen und Benutzern und täglich etwa 500 aktiven Anwenderinnen und Anwendern die umfangreichste Anwendung des SIWF bildet. Es dient Ärztinnen und Ärzten als zentrale Plattform, damit diese ihre Weiterbildung dokumentieren und einen Facharzttitel oder Schwerpunkt beantragen können.
Mit der Softwareentwicklung soll die digitale Transformation des gesamten SIWF und seiner Arbeitsprozesse erreicht werden. Im Fokus steht die Effizienzsteigerung sämtlicher Prozesse, während gleichzeitig neue Potenziale erschlossen werden sollen.
Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Softwareanwendungen gehört die bestmögliche Unterstützung der Fachbereiche und der Ärztinnen und Ärzte als grösste Nutzergruppe zu den weiteren Hauptaufgaben des Bereichs. Sie umfasst unter anderem die Bereitstellung von Anleitungen und Hilfestellungen bei der Nutzung der Applikationen.
Recht (Bereichsleiterin: Anne-Sylvie Thiébaud Nori)
Der Bereich «Recht» des SIWF beantwortet Fragen von Organen und Gremien, von anderen Bereichen, von Kandidatinnen und Kandidaten, von Weiterbildungsstättenleiterinnen und -leitern und steht auch mit den Fachgesellschaften in Kontakt. Er erstellt zudem Merkblätter, insbesondere zur Auslegung der Weiterbildungsordnung (WBO). Im Jahr 2023 war die Auslegung von Art. 19 und 20 der WBO Gegenstand eines neuen Merkblatts, insbesondere für Kandidatinnen und Kandidaten, deren Weiterbildungsperiode von der Leitung der Weiterbildungsstätte als ungenügend beurteilt werden sollte.
Mit der Einstellung zweier Juristinnen im September 2023 konnte ein Bereich gestärkt werden, dessen Anfragen unaufhörlich wachsen. Anfragen der Titelkommissionen (TK) oder der Weiterbildungsstättenkommissionen (WBSK), die häufig mit komplexen Sachverhalten verbunden sind, oder auch die Unterstützung beim Formulieren von Stellungnahmen im Rahmen von Einspracheverfahren für Titel oder Weiterbildungsstätten nehmen bei der täglichen Arbeit des Bereichs «Recht» einen zentralen Platz ein.
Internationales (Bereichsleiterin: Barbara Linder)
Der Bereich «Internationales» unterstützt insbesondere den Bereich «Diplome» bezüglich der Beurteilung von Nachweisen über im Ausland absolvierte Weiterbildung. Er beantwortet des Weiteren seit Jahren durchschnittlich 800 Mailanfragen von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland. Diese lassen sich über die Möglichkeiten informieren, wie sie ihren Beruf in der Schweiz ausüben, wie sie ihre Diplome anerkennen lassen oder einen eidgenössischen Facharzttitel erwerben können. Daneben unterstützt der Bereich aber auch Ärztinnen und Ärzte, die für eine geplante Tätigkeit im Ausland Bestätigungen und Informationen zum Schweizer Weiterbildungssystem benötigen. Deutlich zugenommen hat in den letzten Jahren die Anzahl Bescheinigungen bezüglich in der Schweiz absolvierter Weiterbildungsperioden von Ärztinnen und Ärzten mit einem ausländischen Arztdiplom, deren Ziel es ist, ihren Weiterbildungstitel im Herkunftsland zu erwerben.
Zudem werden Anfragen von ausländischen Organisationen sowohl zu allgemeinen als auch spezifischen Weiter- und Fortbildungsfragen bearbeitet. Im Rahmen der jährlich durchgeführten Konsultativtagung der deutschsprachigen Ärzteorganisationen bzw. der ständigen Arbeitsgruppe Aus-, Weiter- und Fortbildung findet ein regelmässiger Austausch zu länderübergreifenden und europarechtlichen Bildungsthemen statt.
Forschung und Entwicklung (wissenschaftliche Leiterin: Eva Hennel)
Die Stabsstelle «Forschung und Entwicklung» wurde 2023 eingerichtet und ist direkt der Präsidentin unterstellt, um die inhaltliche Strategie des SIWF wissenschaftlich zu untermauern.
Ziel ist es erstens, die Weiter- und Fortbildung in der Schweiz auf Basis der internationalen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu planen, und zweitens, Entwicklungen in der Schweiz direkt am SIWF wissenschaftlich zu untersuchen und die Ergebnisse mit der internationalen Forschungsgemeinschaft zu teilen.
Der Stab «Forschung und Entwicklung» besteht aus vier Mitarbeitenden, die projektweise mit Medical Educators der schweizerischen Weiterbildungsstätten sowie assoziierten Forschenden und Doktorierenden zusammenarbeiten. Internationale Kontakte spielen für den wissenschaftlichen Austausch eine relevante Rolle, um von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen und unsere Erkenntnisse weiterzugeben.
Die grössten Projekte im Jahr 2023 (und voraussichtlich in den nächsten Jahren) betrafen die Einführung von Entrustable Professional Activities (EPAs) in der Weiterbildung. Hierbei gab es eine Kooperation mit den beiden Fachgruppen, die EPAs bereits verwenden, nämlich der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie und dem Swiss College of Surgeons. Die Implementierung der EPAs in der Kardiologie wird intensiv wissenschaftlich begleitet, und es wurden zwei grosse Studien begonnen, welche die Erkenntnisse der Kardiologie für die anderen Fachgesellschaften nutzbar machen sollen.
Zudem sind wir Kooperationspartner der UDREM (Unit of Development and Research in Medical Education) der Universität Genf, bei einem vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Projekt, das die Karrierewege zu Beginn der ärztlichen Weiterbildung verfolgt. Hierbei werden – nach Einwilligung der Teilnehmenden – Daten aus unserem eLogbuch verwendet.
Ein Projekt, das zukünftig die Qualität der medizinischen Lehre verbessern soll, ist das «Quality Label». Hierfür erarbeiten in einem Gruppenkonsensprozess mehrere Medical Educators von verschiedenen Weiterbildungsstätten, was gute «Medical Educators» ausmacht. Definiert werden soll sowohl, was eine solche Person können muss, als auch, welche Kurse in der Schweiz zertifiziert werden können, dies zu unterrichten. An diesem Projekt arbeitet unser erster Doktorand mit, der eine Plattform geschaffen hat, die zukünftig alle Medizindidaktik-Kurse der Schweiz interaktiv aufzeigt.
Eine weitere wichtige Zusammenarbeit besteht mit dem Institut für Implementation Science in Health Care der Universität Zürich, dem Rechnung tragend, dass Implementierungsforschung bei fast allen unseren Projekten nützlich sein wird.
Der Bereich «Forschung und Entwicklung» organisiert auch die Vergabe der SIWF-Projektförderung, die ab 2024 jährlich erfolgen soll. Die Kriterien der Bewerbung und strategischen Projektziele wie auch die Kriterien für die Jurybewertung wurden für 2024 neu formuliert. Unter anderem hat die Perspektive der Weiterzubildenden ein grösseres Gewicht im gesamten Prozess bekommen.
Weitere Themen, die die grundsätzliche Strategie des SIWF betreffen – wie die Evaluation der Weiterbildung durch die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich und die Stiftung zur Förderung der Weiterbildung in Hausarztmedizin, die Entwicklung der Allgemeinen Lernziele und die Entwicklung der EPAs durch die EPA-Kommission – finden sich im Bericht aus der Geschäftsleitung.