Aus der Geschäftsleitung
Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung SIWF hat ein stürmisches Jahr hinter sich. Nachdem wir bereits letztes Jahr Rekorde aufweisen konnten und uns auf ein ruhigeres Folgejahr freuten, erfüllten sich die Hoffnungen nicht. Wir weisen eine unverändert hohe Anzahl an erteilten Weiterbildungstiteln auf; im Bereich der Weiterbildungsstätten konnten viele Visitationen abgeschlossen werden; es gab ungewöhnlich viele Anfragen zu den Fortbildungsdiplomen und ebenso unerwartet viele Anfragen für die Akkreditierung von nicht-fachspezifischen Fortbildungsveranstaltungen. Mehr Arbeit, aber: Die Akkreditierung hat mit der Eingabe der Selbstevaluationsberichte die Arbeitslast für unsere Mitarbeitenden reduziert. Und wir konnten ausser im Bereich «Diplome» alle offenen Stellen mit exzellenten neuen Mitarbeitenden besetzen. Anfang 2023 konnten wir für die Forschungsstelle eine hervorragende Ärztin mit einem PhD in Medical Education engagieren und im Herbst eine Stabsstelle Forschung und Entwicklung ins Leben rufen. Seit dem Sommer 2023 arbeitet eine externe Beratungsfirma für uns, die uns in der Prozessoptimierung bei der Erteilung der Facharzt- und Schwerpunkttitel unterstützt. Dort erbrachten die Mitarbeitenden trotz reduzierten Fachkräften eine Parforceleistung, was sich an den fast 2000 erteilten Facharzttiteln zeigte.
Unser Juristenteam war mit vielen Anfragen, der Lösung von Rechtsproblemen und nicht zuletzt mit vermehrten Einsprachen gefordert, was auch der Jahresbericht der unabhängigen Einsprachekommission des SIWF belegt. Mit Spannung erwarten wir nach wie vor den Entscheid des Bundesgerichts zur Anerkennung eines deutschen Weiterbildungstitels in Geriatrie, der je nach Entscheid unser Schwerpunktmodell in Frage stellen könnte. Leider wissen wir nicht, wann wir mit dieser Entscheidung rechnen können. Zudem ist der Startschuss für eine Revision des 2007 in Kraft getretenen Medizinalberufegesetzes (MedBG) gefallen. Eine starke ärztliche und juristische Delegation wird das SIWF in diesem wichtigen Gremium vertreten.
Die Reform der ärztlichen Weiterbildung in der Schweiz schreitet vorwärts. Aktuell arbeitet das SIWF mit über 30 Fachgesellschaften an der Erarbeitung von fachspezifischen Entrustable Professional Activities (EPAs). Die EPA-Kommission hat bereits mehrere Sets von fachspezifischen EPAs beurteilt, die nun bereit sind, in die entsprechenden Weiterbildungsprogramme integriert zu werden. Eine spezielle Arbeitsgruppe hat die Anforderungen an eine elektronische Applikation definiert, die die Beurteilung der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung vereinfachen wird. Die Ausschreibung ist beendet und die Verhandlungen mit möglichen Firmen laufen.
Die «Teach the teachers»-Kurse werden neu professionell administriert und haben einen neuen Webauftritt erhalten. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der SMIFK (Schweizerische Medizinische Interfakultätskommission) und des SIWF hat ihre Arbeit aufgenommen, um Ärztinnen und Ärzte mit einer Zusatzkompetenz in medizinischer Bildung durch eine Art Qualitätslabel sichtbarer zu machen. Wir konnten weitere Pilotspitäler finden, die zusammen mit uns den notwendigen Kulturwandel für eine hochstehende Weiterbildung ein- beziehungsweise weiterführen. Aber auch in der Schweizerischen Ärztezeitung konnten wir unsere Serie mit Artikeln zur kompetenzbasierten Weiterbildung weiterführen. Um diese schon jetzt grosse und in Zukunft noch grösser werdende Arbeit stemmen zu können, waren und sind wir auf viele Teilzeitmitarbeitende im Bereich der Reform der ärztlichen Weiterbildung angewiesen. Diese Ärztinnen und Ärzte mit einer Zusatzkompetenz in medizinischer Bildung arbeiten auf Mandatsbasis für das SIWF. Ohne sie könnten wir die Reform der ärztlichen Weiterbildung nie so umfassend und dynamisch weiterbringen.
Mit viel Elan hat sich das SIWF eines alten und neuen Themas angenommen, der sogenannten «Allgemeinen Lernziele». Ein übergeordnetes Mandat, vergeben im Oktober 2022 an Hermann Amstad, konnte per November 2023 beendet werden. Ein erstes Mandat zur Patientensicherheit – eine Zusammenarbeit zwischen FMH und SIWF – konnte mit Prof. David Schwappach, PD Sven Staender und Prof. Wolf Hautz, alle ausgewiesene Experten zu dem Thema, exzellent besetzt werden. Im nächsten Jahr werden weitere Mandate zu den als am wichtigsten beurteilten Themen im Bereich der Allgemeinen Lernziele vergeben werden. Für weitere Informationen verweisen wir auf die Website des SIWF Allgemeine Lernziele.
Durch einen verstärkten Kontakt mit der Stiftung WHM (Weiterbildung in Hausarztmedizin) konnten wir die Reformbemühungen der Organisation unterstützen. Gleichzeitig realisierten wir, dass wir uns im Bereich der Weiterbildung in den Praxen – vor allem auch ausserhalb der Hausarzt- und Kinder- und Jugendmedizin – vermehrt engagieren müssen, da die Verschiebung von vielen ärztlichen Tätigkeiten in den ambulanten Bereich auch die Weiterbildung unserer Ärztinnen und Ärzte beeinflussen wird.
Ein Jahreshighlight für uns alle war der Besuch von Professor Graham McMahon, dem Präsidenten und CEO der amerikanischen Akkreditierungsbehörde ACCME. Er motivierte uns, über unser Modell der Fortbildungsakkreditierung nachzudenken. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag unseres Vizepräsidenten Raphael Stolz.
In der SIWF-Geschäftsleitung war es ebenfalls stürmisch in Bezug auf personelle Wechsel: Im November wählte das SIWF-Plenum zwei neue Vizepräsidentinnen, die nun die strategische Ebene des SIWF verstärken werden. Hier finden Sie ein Interview mit den beiden neuen Vizepräsidentinnen Dr. Nathalie Koch und Dr. Barbara Schild, die ihre definitive Arbeit Mitte 2024 aufnehmen werden. Unser langjähriger Vizepräsident, Dr. Jean-Pierre Keller, wird zu diesem Zeitpunkt nach 26 Jahren zurücktreten. Barbara Linder, stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin des Bereichs «Internationales», hat per Ende 2023 in eine Position als «Senior Legal Expert» gewechselt. Neu wird Anne-Sylvie Thiébaud Nori, bisher Leiterin des Bereichs «Recht», stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin des Bereichs «Recht und Internationales». Zusätzlich sind die SIWF-Geschäftsleitung und Christoph Hänggeli übereingekommen, das Arbeitsverhältnis mit Christoph Hänggeli als Geschäftsführer einvernehmlich auf Mitte 2024 aufzuheben. Er wird dem SIWF weiterhin als externer Experte für juristische Fragen beratend zur Verfügung stehen.
Diese vielen Wechsel sind herausfordernd und mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden. Ich bin aber sicher, dass das SIWF mit so viel frischem Wind zuversichtlich in die Zukunft blicken kann. Das Team des SIWF ist mit viel Elan und Freude bereit, sich diesen Herausforderungen zu stellen.